Yoga Nidra Anleitung: So übst du den „Schlaf der Yogis“

Yoga Nidra Anleitung: So übst du den „Schlaf der Yogis“

Yoga Nidra ist eine sehr wirkungsvolle Technik der Tiefenentspannung. Mit dieser Yoga Nidra Anleitung erfährst du alles zum Ablauf, zu Hintergründen und zur Wirkung von Yoga Nidra. Ausserdem bekommst du die besten Tipps zum Üben.

Inhaltsverzeichnis

Yoga Nidra, die Perle der Tiefenentspannung

Yoga Nidra ist eine sehr wirkungsvolle Technik der Tiefenentspannung. Ihre Wurzeln gehen auf die Philosophie des klassischen Tantra zurück. Das am weitverbreitete moderne Yoga Nidra geht auf Swami Satyananda Saraswati, dem Gründer der „Bihar School of Yoga“, zurück.

„Nidra“ heisst übersetzt so viel wie Schlaf, weshalb Yoga Nidra auch oft als „Schlaf der Yogis“ bezeichnet wird. Doch um Schlafen geht es nicht; im Gegenteil: Es ist das Ziel, tiefenentspannt, aber gleichzeitig wach zu bleiben. 

Bezogen auf Pantanjalis Yoga Sutras, der ältesten systematischen Abhandlung über Yoga, ist Yoga Nidra bei „Pratyahara“ einzuordnen. „Pratyahara“ meint den Rückzug der Sinne.

Jedes Yoga Nidra folgt einem festen Ablauf, den sieben Phasen. Der Inhalt selbst kann variieren, die sieben Phasen sind jedoch immer enthalten. Ein Yoga Nidra dauert deshalb mindestens 20, eher 25 Minuten.

Mehr zu Yoga Nidra erfährst du im Blogpost: „Was ist Yoga Nidra? Alles zum „Schlaf der Yogis““

Eine Frau liegt mit geschlossenen Augen auf einem Kissen, Gesicht entspannt.
Regelmässig praktiziert, verbessert Yoga Nidra die Schlafqualität und erleichtert das Einschlafen.

So wirkt Yoga Nidra

Der „Schlaf der Yogis“ hat für die Übenden viele Vorteile. So kann Yoga Nidra dich unter anderem unterstützen:

  • Besserer Schlaf
  • Gelassenheit und innerer Frieden
  • Tiefe Entspannung, körperlich & psychisch
  • Mehr Energie & Kraft
  • Reduktion von Stress und Hilfe bei stressbedingten Krankheiten (z.B. Burnout)
  • Stärkung des Immunsystems
  • Linderung von Schmerzen durch Lösen von Spannungen
  • Geistige Klarheit & verbesserte Konzentration
  • Loslassen von Gewohnheiten und/oder Blockaden

Die sieben Phasen des Yoga Nidra

Vorbereitung

Zum Start von Yoga Nidra suchst du dir eine angenehme Körperhaltung. Sorge dafür, dass dir angenehm warm oder kalt ist. Der Raum sollte weder ganz dunkel noch ganz hell sein. Traditionell wird Yoga Nidra in Shavasana, der Totenstellung praktiziert. Dafür legst du dich auf den Rücken, Beine leicht geöffnet, Arme mit etwas Abstand zum Körper, Handflächen nach unten, Augen sanft geschlossen. Wichtig ist, dass die Körperhaltung für dich bequem ist. Insbesondere Schwangere können sich auch auf die Seite legen. 

Falls dir die traditionelle Totenstellung schwer fällt, findest du im Blogpost: „Schluss mit Schmerzen in Shavasana – 3 Tipps für die Schlussentspannung“ ein paar Alternativen.

Falls du in Yoga Nidra schnell einschläfst, kannst du folgende Haltungen probieren:

  • in Rückenlage die Beine hüftbreit aufstellen – wenn du einschläfst, fallen die Knie zusammen.
  • in Rückenlage die Arme locker aufstellen: Ellbogen auf dem Boden, Finger nach oben, Handflächen zeigen zueinander. Wenn du einschläfst, fallen die Arme runter.
  • auf der rechten Seite liegen 
  • im Sitzen
  • im Stehen

Sankalpa

Das Sankalpa ist ein positiver Vorsatz, ein Entschluss, ein Herzenswunsch. Nimm dir für diesen Schritt Zeit. Wichtig ist für das Sankalpa Folgendes:

  • Positiv formuliert
  • Präzise, nicht zu gross
  • In der Gegenwart formuliert – so, als wäre es bereits eingetreten
  • Du hast Freude, daran zu denken.
  • Keine materiellen Anliegen
  • Es entspricht einem tiefen Wunsch von dir und ist nicht ein „Vernunftsding“ („das wäre ja eigentlich noch gut…“).
  • Du verwendest immer das gleiche Sankalpa – bis es sich erfüllt hat. Dein Sankalpa unterstützt dich auf deinem nächsten Schritt. 

Beispiele für gut formulierte Sankalpas:

  • Ich bin ruhig und gelassen (statt: Ich rege mich weniger auf.)
  • Ich ernähre mich gesund (statt: Ich würde gerne weniger Ungesundes essen.)
  • Ich bin voller Energie (statt: Ich will weniger Stress.)

Körperreise und Kreisen der Wahrnehmung: Nyasa

Du wanderst mental durch deinen Körper und nimmst jedes Körperteil wahr, ohne es zu bewegen. Die Idee ist, dass du zwar achtsam bleibst, aber nicht anhaftest. Deshalb sind die Anleitungen der Lehrperson in der Regel relativ zügig. 

Atemachtsamkeit

Dieser Punkt wird manchmal mit der Körperreise in der Reihenfolge getauscht. Hier geht es darum, den Atem wahrzunehmen und zu fühlen, nicht aber zu beeinflussen. Das führt dich in eine erste Entspannung und in den Zustand von „pratyahara“, dem Rückzug der Sinne. 

Oft wird auch angeleitet, den Atem rückwärts zu zählen.

Gefühle und Empfindungen, Gegensatzpaare 

Nun geht es um das Erleben von Körpergefühlen und Emotionen und Entspannung auf emotionaler Ebene. Gefühle werden bewusst und mit etwas Abstand noch einmal erlebt und können so losgelassen werden. Die Arbeit mit gegensätzlichen Empfindungen unterstützt die beiden Hirnhälften dabei, harmonisch zu arbeiten. Beispiele:

  • Liebe/Hass
  • kalt/warm
  • schwer/leicht
  • friedlich/aufgeregt
Ein Mann steht mit dem Rücken auf einem Steg ins Wasser vor dem Mond. Fantasielandschaft.
Die Visualisierung ist Teil jedes Yoga Nidras. Dabei führt dich dein:e Lehrer:in häufig durch spezielle Landschaften oder Orte.

Visualisierung

Als nächster Schritt folgt die Visualisierung von verschiedenen Bilderfolgen, wie beispielsweise Landschaften, Blumen, Symbole. Häufig handelt es sich dabei auch um Reisen an spezielle Orte, bei denen mitunter ein Hindernis zu überwinden ist (z.B. einen Berg besteigen). Wie bei der Körperreise werden die Begriffe relativ rasch genannt. Das Ziel: in der Beobachterrolle bleiben, ohne sich mit dem Geschehen zu identifizieren. Dies unterstützt dich auf dem Weg zu mehr Gelassenheit. 

Rückkehr, Beenden der Übung

Zunächst wirst du aufgefordert, dein Sankalpa zu wiederholen. Damit intensivierst du den Vorsatz und ermöglichst den Transfer in deinen Alltag. Nach und nach wirst du in die äussere Welt zurück geholt, über die Wahrnehmung von Atem und Körper. Im Idealfall kannst du nach einer Runde Yoga Nidra noch etwas in Stille verweilen.

Buntes Fantasiebild, eine Frau mit dem Rücken inmitten vieler bunter Schmetterlinge.
Grundsätzlich kann Yoga Nidra von allen Menschen geübt werden. Ausnahme: akute psychische Leiden oder schwere psychische Erkrankungen sowie Drogenkonsum.

Tipps zum Üben – für Anfänger:innen und Profis

Grundsätzlich kann jede:r Yoga Nidra üben. Lediglich bei schweren psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Psychosen oder Schizophrenie, bei Drogenmissbrauch oder bei akuten psychischen Leiden wie Trauma oder Depression, ist Vorsicht geboten. Dann solltest du Yoga Nidra nur nach Rücksprache – und am besten unter Aufsicht – mit deinem Therapeuten oder deiner Ärztin üben. 

Das brauchst du zum Üben

  • Angenehme Unterlage: Das kann, muss aber keine Yogamatte sein. Falls du zum Einschlafen neigst, kannst du sogar bewusst auf einer härteren Unterlage oder direkt auf dem Boden üben.
  • Ruhe: Verpasse deinem Smartphone den Flugmodus und sage allfälligen Mitbewohner:innen, dass du nun ungestört sein möchtest.
  • Wecker: Sicher ist sicher – falls du leicht einschläfst und Termindruck hast, stelle dir am Besten einen Wecker. So verpasst du deine Termine nicht und kannst ganz beruhigt entspannen.
  • Decke zum Zudecken: Stelle sicher, dass dir angenehm warm (oder kalt) ist. Decke dich bei Bedarf zu.
  • Unterstützung für deinen Kopf: Falls es dir ohne Unterlage unangenehm ist, nimm dir gerne ein flaches Kissen oder eine gefaltete Decke zur Unterstützung.

Was ist die beste Zeit, um Yoga Nidra zu üben?

Es gibt keine fixe Regel, wann du Yoga Nidra machen kannst. Falls du zum Einschlafen neigst, solltest du etwas besser darauf achten, wann du Yoga Nidra machst.

  • Morgen oder Abend: Was dir besser liegt, hängt wohl auch davon ab, ob du ein Morgen- oder Abendmensch bist. Bist du jemand, der nur schwer aus dem Bett kommt, wirst du bei einem morgendlichen Yoga Nidra wohl eher einschlafen. In jedem Fall gilt: Übe nicht im Bett!
  • Das Energietief: Yoga Nidra über dem Tag hat seinen Charme. Ich selbst habe schon oft Yoga Nidra in der Mittagspause oder am Nachmittag gemacht, um wieder einen klaren Kopf und neue Energie zu bekommen. Der Grat ist jedoch schmal: Wenn du schon so richtig im Energietief steckst, ist die Gefahr einfach höher, einzuschlafen.
  • Nach Bewegung: Wenn du genug Zeit hast, ist es prima, Yoga Nidra einer körperlichen Praxis anzuschliessen. Warum? Weil du dann bereits einen ersten Schritt Richtung Achtsamkeit gemacht hast. Und vor allem: Du hast deinen Kreislauf etwas in Schwung gebracht und erhöhst die Chance, wach zu bleiben.
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Katharina Balande

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